Hugo Dingler (1881-1954)deutscher Philosoph und Wissenschaftstheoretiker |
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BiographieHugo Albert Emil Hermann Dingler wurde am 7. Juli 1881 als Kind des Ehepaares Hermann und Maria Dingler, Tocher des Chemikers Emil Erlenmeyer, in München geboren. Sein Vater war zunächst Kustos am Botanischen Garten und Assistent des Botanikers Karl von Nägeli und später Professor für Botanik an der Forsthochschule Aschaffenburg. Nach der Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Aschaffenburg studierte Dingler Mathematik und Physik in Erlangen, Göttingen und München. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Ferdinand v. Lindemann, Felix Klein, Johannes Stark und Walter Lietzmann. 1906 promovierte Dingler zum Dr. phil. in Mathematik, Physik und Astronomie an der Universität München, 1912 folgte die Habilitation, die jedoch nur für "Methodik, Unterricht und Geschichte der Mathematik" anerkannt wurde und praktisch kaum Berufsaussichten bot. Während des 1. Weltkriegs diente Dingler als Offizier. Bis zu seiner Berufung zum außerordentlichen Professor 1920 war er als Privatdozent und Realschullehrer tätig. Hugo Dingler begann schon während seines Studiums der Mathematik und Physik, sich mit den Grundlagenproblemen dieser Wissenschaften zu beschäftigen. 1902/1903 studierte Dingler in Göttingen bei Edmund Husserl. Hier erweiterten sich seine wissenschaftstheoretischen Fragestellungen zu allgemeinen philosophischen Problemen der Begründung von Erkenntnis. Dingler erlebte die beginnende Grundlagendebatte in der Mathematik des 20. Jahrhunderts an den Diskussionen von Felix Klein und David Hilbert. 1932 wurde Dingler ordentlicher Professor in Darmstadt. Zwei Jahre später jedoch wurde er aufgrund von Zweifeln an seiner politischen Einstellung und hochschulinternen Intrigen zwangspensioniert. Seine Biographie in der Zeit des Nationalsozialismus bedarf noch differenzierter Aufarbeitung. Hugo Dingler starb am 29. Juni 1954 in München. Sein Grab befindet sich in Aschaffenburg, der Stadt seiner Kindheit und Jugend, die er in den letzten Lebensjahren immer wieder besuchte. Er hinterließ einen wissenschaftlichen Nachlaß, zu dem auch ein reicher Briefwechsel mit bedeutenden Wissenschaftlern seiner Zeit und eine Bibliothek von etwa 4.000 Büchern gehört. Der Nachlaß ist geordnet und katalogisiert und steht in der staatlichen Hofbibliothek im Aschaffenburger Schloß der öffentlichen Benutzung zur Verfügung. Sein Werk gilt zunächst der Frage nach der Möglichkeit einer exakten Wissenschaft und insbesondere nach den Grundlagen von Mathematik und Geometrie (Grenzen und Ziele der Wissenschaft, 1910). Später verband sich damit die Frage nach der Geltung menschlicher Erkenntnis schlechthin (Der Zusammenbruch der Wissenschaft und der Primat der Philosophie, 1926). Das Leitbild wird in operativen Definitionen und Begründungen gesucht; dem Experiment und den dabei verwendeten Messapparaturen samt ihrer Entstehung aus einem geordneten Herstellungshandeln kommt zentrale Bedeutung zu (Das Experiment. Sein Wesen und seine Geschichte, 1928). Ziel von Dinglers Überlegungen war eine methodische Philosophie zur lückenlosen Begründung der Wissenschaften. Den Anfang setzte Dingler in der gegebenen und nicht hinterfragbaren Handlungsfähigkeit des Menschen. Die Begründung vor allem der Wissenschaften Mathematik und Physik besteht in der methodischen Sicherung durch eindeutig nachvollziehbare Handlungsschritte, bei denen die ebenfalls unbegründbaren Prinzipien der logischen Ordnung und der pragmatischen Ordnung erfüllt sein müssen (Die Ergreifung des Wirklichen, 1955). Dingler vertiefte die operativ-pragmatische Erkenntnistheorie schon relativ früh in eine Metaphysik hinein, deren voluntaristisch geprägter Kern - eine Philosophie des Erlebens und Handelns - auf ethische, ontologische und religionsphilosophische Überlegungen hin systematisch erweitert wird (Metaphysik als Wissenschaft vom Letzten, 1929). Dabei ergeben sich immer wieder Ausgriffe ideen- und kulturgeschichtlicher Art. Elemente seiner philosophischen Überlegungen wurden vor allem in der Philosophie des "Erlanger Konstruktivismus" um Paul Lorenzen aufgenommen und weiterentwickelt. Besonders Erich Bopp, Klaus Holzkamp ("Kritische Psychologie"), Ulrich Hoyer, Rüdiger Inhetveen, Peter Janich ("Methodischer Kulturalismus"), Karl-Heinrich Katthage, Alf Nyman und Holm Tetens knüpfen an ihn an. |
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Werke (Auswahl)
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Literatur (Auswahl)
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Hugo Dingler-Archiv in der Hofbibliothek AschaffenburgIn der staatlichen Hofbibliothek Aschaffenburg befindet sich das Dingler-Archiv mit dem gesamten Nachlass Hugo Dinglers. Für wissenschaftliche Zwecke kann dort nach Genehmigung Einsicht in die Werke und die nachgelassenen Schriften (Briefwechsel usw.) genommen werden. �Adresse:
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